Viele neue Begriffe schweben seit einiger Zeit durch die Ubuntusphäre, jedoch sorgen diese angekündigten Technologien auch für einige Verwirrung. Deswegen versuchen wir euch hier einen kleinen Überblick zu geben.
Ubuntu Heute:
Wer heute auf Ubuntu 14.04 oder 15.10 ist, benutzt das folgende:
- Displayserver: X11
- Paketmanagement: apt
- Desktopumgebung: Unity 7
Ubuntu 14.04 LTS mit dem Unity 7 Desktop
Wer heute auf Ubuntu 16.04 ist, benutzt:
- Displayserver: X11
- Paketmanagement: apt/snappy
- Desktopumgebung: Unity 7
Ubuntu 16.04 LTS immer noch mit dem Unity 7 Desktop
Wer heute ein Ubuntu Phone oder Tablet benutzt:
- Displayserver: Mir
- Paketmanagement: click
- Desktopumgebung: Unity 8
Ubuntu Touch mt Unity 8 und Mir als Umgebung
Nachdem jetzt geklärt ist, wer was heute benutzt können wir klären was das Ziel für die Zukunft ist. In ein paar Jahren soll Ubuntu so aussehen (Wir nennen das mal zur Vereinfachung „Ubuntu-Next“):
Displayserver: Mir (X-Server möglich im Libertine-Container)
Paketmanagement: Snappy (apt im Libertine-Container)
Deskopumgebung: Unity 8 (Nachfolger von Unity 7)
Was bedeutet das für Ubuntu-User?
Display Server:
Das Umstellen des Display-Server führt zu einer Inkompatibilität mit allen Softwarepaketen die nicht für Mir geschrieben wurden (Das betrifft zur Zeit jede Software, bis auf die Apps auf dem Telefon, die schon mit Mir laufen). Die von Ubuntu angebotene Lösung dafür sind „Libertine-Container“, welche den X-Server abgeschottet vom restlichen System ausführt.
Paketmanagement:
Snappy Pakete sollen der neue Standard werden, und sind zur Zeit auch die einzige Technologie die für jeden auf Ubuntu 16.04 auch verfügbar ist. Wer normale .deb oder apt Pakete benutzen will, muss auch wieder die Libertine-Container verwenden. Zusätzlich werden heute produziert snappy-Pakete wahrscheinlich auch nicht für Ubuntu Versionen in der Zukunft, die mit dem Mir-Server ausgeliefert werden, funktionieren. Heutige Snappy Pakete sind alle gegen den X-Server geschrieben, und müssten auch überarbeitet werden, bevor sie in „Ubuntu Next“ benutzt werden können.
Desktopenviroment:
Das DE ist der (hoffentlich) einzige Part der den Benutzern auffallen wird. Technisch gesehen ist der größte Unterschied zwischen allen anderen DEs (Unity 7, LXDE, KDE, Gnome, Xfce) und Unity 8, die Verwendung des Mir- Displayservers, was, wie oben schon erwähnt, dazu führt, dass keine App mit X ohne Container gestartet werden kann.
Für das Starten von X Apps muss noch ein benutzerfreundlicher Weg gefunden werden, daran wird jedoch gearbeitet. Visuell bietet Unity 8 einige Überarbeitungen, die es sowohl auf kleinen (Smartphones) als auch auf großen (Laptop/Desktop) Bildschirmen benutzbar machen sollen. Hier ein Vergleich zwischen Unity 7 und 8 (im jetzigen Entwicklungsstadium):
Ubuntu 16.04 mit Unity
Unity 8
Verschiedene kleine Interface Tricks führen dazu, dass beim Wechsel vom „Mobilen“ ins „Desktop“ Interface die Benutzung von z.B. Menüs in Apps an Touch-Eingabe, oder Tastatur und Maus angepasst wird.
Was sind die Herausforderungen?
Viele der Technologien die Canonical implementieren will sind noch unfertig, und zusätzlich geht es bei „Ubuntu-Next“ gleich um mehrere essentielle Teile die neu geschrieben werden.
Auch muss die Kompatibilität mit der heute verwendenden Software gewahrt werden, die auf Dinge wie apt und den X-Server aufbauen, welche beide nicht mehr außerhalb von Containern existieren dürfen.
In der Marketing Perspektive ist die Situation komplex, Entwickler wissen nicht was sie an Technologien erwarten können, Benutzer wissen nicht was auf sie zukommt.
Wer heute Apps für den Ubuntu Desktop baut, kann damit rechnen, dass sie in „Ubuntu-Next“ nur noch im Container laufen, was zu Schwierigkeiten führen könnte.
Wer heute Snaps für Ubuntu 16.04 schreibt, kann diese auf dem Phone (noch) nicht verwenden, außerdem benötigen grafische Snaps unter 16.04 immer noch den X-Server.
Apps fürs Ubuntu Phone können teilweise schon in „Ubuntu-Next“ verwendet werden (wenn sie die richtige Prozessor-Architektur unterstützen), jedoch sollen alle Click-Pakete auf Snappy umgestellt werden.
All das ist verwirrend, wird sich jedoch vereinfachen, wenn diese „Puzzelteile“ in den Händen der Benutzer landen, wie z.B Snappy in Ubuntu 16.04.
Der nächste Schritt wird es sein Ubuntu Phone auf Snap Pakete umzustellen, womit das Phone, die erste Ubuntu Plattform wird, die die „Ubuntu Next“-Vision vollständig implementiert hat.